Patrimonium Deutsche Comicforschung
 

Jubiläum 2014 10 Jahre
"Deutsche Comicforschung"

Auf dem Internationalen Comic-Salon in Erlangen wurde das zehnjährige Bestehen der Reihe "Deutsche Comicforschung" mit einer riesigen Torte gefeiert. Sehen Sie dazu einen kleinen Fotobericht auf patrimonium.de:
patrimonium.de

PENG!-Preis für
"Deutsche Comicforschung"

Während des Münchener Comicfestivals Ende Mai 2017 erhielt die Reihe "Deutsche Comicforschung" in der Kategorie "Beste Sekundärliteratur" den PENG!-Preis zugesprochen. Der Münchener PENG!-Preis ist eine der bedeutendsten deutschen Comic-Auszeichnungen.

Oben der Herausgeber Eckart Sackmann bei der Preisverleihung in München. Foto: Siegfried Scholz

Während des Comicfestivals München im Juni 2015 trafen sich Mitarbeiter und Sympathisanten von "Deutsche Comicforschung", um öffentlich über ihre Arbeit zu diskutieren. Sehen Sie hier einen Mitschnitt der Veranstaltung:
Deutsche Comicforschung im Gespräch
Es unterhalten sich Ralf Palandt, Holger Vallinga, Carsten Laqua, Helmut Kronthaler und Heiner Jahncke unter der Moderation von Eckart Sackmann.

Comic. Kommentierte Definition
Von Eckart Sackmann

Was ist ein Comic? Diese Frage wurde zu verschiedenen Zeiten verschieden beantwortet. Sackmanns Definition entstand Ende 2007 im Auftrag des Bibliographischen Instituts (Brockhaus) und wurde für "Deutsche Comicforschung 2010" leicht modifiziert. Anmerkungen sollen einige Grundlagen dieses Ansatzes erläutern.

Lesen Sie hier den gesamten Eintrag als PDF.
Stichwort Comic

Deutsche Comicforschung 2005 bis 2024

Die seit 2005 jährlich fortgeführte Reihe "Deutsche Comicforschung" ist das Standardwerk zur Erforschung der nationalen Comicgeschichte. Wissenschaftlich akribisch und trotzdem lesbar, angereichert mit Hunderten von zumeist farbigen Abbildungen, bietet jeder Band einen Fundus von bisher unbekannten Beispielen deutschsprachiger Comics aller Epochen.

Inhaltlicher Überblick über alle bisher erschienenen Bände von "Deutsche Comicforschung"

              

Deutsche Comicforschung 2005-2024
Register Bände 1 bis 20

Das Standardwerk zur Erforschung der Geschichte des Comic im deutschen Sprachraum erscheint nunmehr im zwanzigsten Jahr. Der nun vorliegende Registerband verschafft dem Leser einen Überblick über die hier erschienenen rund zweihundert Beiträge. Insgesamt 42 Autoren haben dazu beigetragen, dass der Blick auf den deutschen Comic ein anderer wurde. Ihre Arbeit spiegelt die Vielfalt und Bedeutung dieser Bildliteratur vom Mittelalter bis in unsere Zeit.

Enthält außerdem den Artikel von Ralf Palandt:

  • Propaganda-Figuren: Vom Kohlenklau zum Wattfraß

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Register 2005 bis 2024
    64 Seiten, HC, Farbe, € 24,00
    ISBN 978-3-89474-327-7 Erscheint im November 2023

      

    Deutsche Comicforschung 2024
    Inhalt

  • "Aus den Erzählungen des Veteranen Mislowitz"
  • Henri Zislin: Antideutsche Propaganda aus dem Elsass
  • Neuer Typus der 1930er Jahre: Die "Reihenbilder-Anzeige"
  • Kaloderma-Gelee - Werbung nach amerikanischem Vorbild
  • József Jusztusz - ein Opfer seiner Zeit
  • Fritz Hinterleitner: "Die Abenteuer des Juden Tate!"
  • Wilhelm Petersen nach dem Krieg: Mecki und Sammelbilder
  • Fritz Lattkes Zeitungscomics der 50er Jahre
  • Alte Kameraden: Iversen, Ifland, Köhler und der Simplicissimus
  • "Super Kevin" - vom Fußballstar zum Comic-Helden
  • Immer eine Nasenlänge voraus: "Schnuppis Abenteuer" bei C&A

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Dr. Matthias Kretschmer, Dr. Helmut Kronthaler, Ralf Palandt, Tomas Prokupek, Siegmund Riedel, Dr. Eckart Sackmann

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 20 (2024)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-326-0 Erscheint im November 2023

      

    Deutsche Comicforschung 2023
    Inhalt

  • "Von der armen kleinen Cousine und den bösen Tanten"
  • Frisch gekirnt: Blauband-Woche und Fermetsa-Kurier
  • Walter Hofmann: "Das schwarze Korps" und allerlei Bilderstreifen
  • Leo Heilbrunns "Felix"-Werbecomic für Alpa
  • Canterbumm erzählt Euch was - ein Kapitän für C&A
  • Erik: Tipp der Junge und Tapp der Dackel aus Wolhynien
  • Spätes Erwachen: "SA-Mann Hirnebrett"
  • Joachim Nusser: Felix der Kater bei den Jungen Pionieren
  • Jan P. Schniebel: Ein roter Fuchs und anderes Getier
  • Die Geschichte von ZACK, 1970-1972
  • Der Hamburger Jahr Verlag und der Hitler-Comic von 1978

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Gerd Lettkemann, Thomas Plock, Tomas Prokupek, Siegmund Riedel, Dr. Eckart Sackmann, Guido Weißhahn, Prof. Dr. Friedrich Weltzien

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 19 (2023)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-325-3

      

    Deutsche Comicforschung 2022
    Inhalt

  • Eugen Napoleon Neureuther und die arabeske Bild-Erzählung
  • Theodor Hosemann: »Herr Fischer auf dem vereinigten Landtage«
  • Herbert Rikli - der "bernische Oberländer"
  • Hans Kossatz' Sprechblasenstrip in der "Jugendpost" der 30er Jahre
  • Die Karikaturenagentur Interpress im NS-Pressewesen
  • Emmerich Huber: "Man muss sich Zeit nehmen..."
  • Bilderbogen von Ri. Auf den Spuren von K. G. Richter
  • Deutsche Zeitungscomics in den Hessischen Nachrichten
  • Hellmuth Maenner-Yo: Mehr als nur "Funki und Fünkchen"
  • Nick Knatterton auf der Kinoleinwand

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Prof. Dietrich Grünewald, Dr. Matthias Kretschmer, Ralf Palandt, Siegmund Riedel, Dr. Eckart Sackmann, Th. Hans-Dieter Scholz

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 18 (2022)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-318-5

      

    Deutsche Comicforschung 2021
    Inhalt

  • Der Schneiderbalken im Kölner Dom - ein Simultanbild?
  • Karel Klic / Karl Klietsch - zwischen Mythos und Vergessen
  • Fritz Baumgarten - "Buntbilder" und anderes mehr
  • Adolf Uzarski: "Eine nachdenkliche Geschichte in 48 Bildern"
  • Ladislaus Tuszynski (nach Vinzenz Chiavacci): Herr Adabei
  • "Onkel Tapps auf der Weltreise" - ein Spiel mit dem Repertoire
  • Jonny Reinisch: Kleine Herren mit großen Hüten
  • Reitberger/Fuchs: "Comics. Anatomie eines Massenmediums"
  • Bernd Pfarr, der Comiczeichner
  • Emanzipation und Berufung: Comiczeichnerinnen

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Dr. Andreas Dierks, Dr. Helmut Kronthaler, Gerd Lettkemann, Tomas Prokupek, Siegmund Riedel, Dr. Eckart Sackmann

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 17 (2021)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-318-5

      

    Deutsche Comicforschung 2020
    Inhalt

  • Puck - Illustrirtes humoristisches Wochenblatt, zum zweiten
  • Karl Pommerhanz, Vater und Sohn
  • Francesco (Franz) Maddalena - der Auflagenmacher
  • Viel heiße Luft: "Pittje Backspier" von Georg Mühlen-Schulte
  • Lorenz Pinder, der Zeichner der Vorkriegs-"Lurchis"
  • "Das Lachen" - Max Ottos gescheiterter Versuch
  • Zwei Jungen auf Weltreise: "Ottokar und Fridolin"
  • Willi Kohlhoff: "Meisterdetektiv Archibald Schnüffel"
  • J. Friedrich Entelmann - zum zweiten
  • "Suru und die Elefanten". Ein Comic für den Kalten Krieg
  • "Comic Strips" in der Berliner Akademie der Künste 1969/70
  • Otto "Hondo" Janssen
  • Addenda: Johann Bahr; Herr Eisenarm - ein deutscher Superheld?; Frank Behmak, Oktobriana

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Hartmut Becker, Dr. Helmut Kronthaler, Gerd Lettkemann, Detlef Lorenz, Siegmund Riedel, Dr. Eckart Sackmann

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 16 (2020)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-312-3

      

    Deutsche Comicforschung 2019
    Inhalt

  • Die Passion Christi im großen Zittauer Fastentuch
  • Ludwig Becker: "Ein Australisch Lied"
  • Frivol: "Aus dem Leben einer Ballettänzerin"
  • Max und Moritz - böse Buben von Fritz Steub
  • "Max und Moritz" und Rudolph Dirks' "Katzenjammer Kids"
  • Ph. Rupprecht: "Leben und Taten des Herrn Isidor G. Färber"
  • "Comics sind als undeutsch verpönt". Die Nazi-Jahre
  • Entenhausen 1935
  • J. Friedrich Entelmann
  • Kunst-Comics im Schatten der Pop Art
  • Der erste deutsche Computercomic: "Das Robot-Imperium"
  • Addenda: Memlings "Turiner Passion"

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Dr. Helmut Kronthaler, Dr. Eckart Sackmann, Hinrich Schröder

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 15 (2019)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-307-9

      

    "Max und Moritz" und Rudolph Dirks' "Katzenjammer Kids"
    Von Eckart Sackmann

    Der Einfluss Wilhelm Buschs auf die Entwicklung des Comic in den USA wird vermutlich überschätzt. Ein solches Votum wird von der Aussage getragen, "Max und Moritz" sei die direkte Vorlage zu "The Katzenjammer Kids" gewesen, einer Comicserie des deutschstämmigen Rudolph Dirks. So war es aber wohl nicht. Die frühen Folgen der "Katzenjammer Kids" belegen eine Nähe der Serie zu den damals in Deutschland aufkommenden Gagstrips. Gegen die These, Dirks habe "something like Max and Moritz" geschaffen, spricht nicht nur die Anschauung, sondern auch eine Äußerung des Zeichners, auf die der Dirks-Experte Tim Eckhoff hingewiesen hat.

    Oben und links oben zwei frühe Folgen der "Katzenjammer Kids" von 1899 bzw. 1900.
    Links ein Böse-Buben-Strip von Karl Pommerhanz von 1897.

      

    "Comics sind als undeutsch verpönt." Die Nazi-Jahre
    Von Eckart Sackmann

    Immer wieder liest man in Abhandlungen über Comics, die besondere politische Situation von 1933 bis 1945 habe dazu beigetragen, dass Deutschland den Entwicklungen international hinterherhinke. Ist dies aber wirklich einer generellen Comicfeindlichkeit der damals regierenden Nationalsozialisten anzulasten? Von der Forschung weitgehend unberücksichtigt blieben bisher wirtschaftliche Probleme des Deutschen Reichs, die z. B. einem Handel mit US-Lizenzen im Wege standen. Auch deutet das Verhalten der Nazis in den im Krieg besetzten Gebieten nicht darauf hin, dass man Comics generell ablehnte. Man hatte es nur versäumt, sie rechtzeitig für die eigenen Zwecke zu nutzen. Damit fehlte zu Kriegszeiten ein Mittel der Binnen-Propaganda.

    Die Amerikaner hatten mit dem Comic alle Möglichkeiten, die Jugend zu beeinflussen. Oben "Mickey Mouse on a Secret Mission" von 1943.

    Oben ein mit deutscher Hilfe 1943 in Frankreich veröffentlichter Propagandacomic.

      

    J. Friedrich Entelmann
    Von Hinrich Schröder und Eckart Sackmann

    Bekannt wurde er durch seinen Zeitungsstrip "Klein Tinchen und Vetter Flax", ein Kindercomic, der auch in Sammelbänden erschien. So gut wie unbekannt ist dagegen Entelmanns Hauptwerk als Comiczeichner, "Der lange Lulatsch". Im jetzt aufgefundenen Nachlass finden sich schön kolorierte Blätter dieser Serie. Ganz im Stil von Manfred Schmidts "Nick Knatterton" ist ein anderer Comic Friedrich Entelmanns, "Butz".

    Oben eine mit den farbigen Originalen ausgestattete Folge von "Lulatsch". In der Zeitung Neue Welt am Sonnabend erschien der Comic 1953 leider nur in Schwarzweiß.

    Links: "Butz" (1958) greift deutlich auf das Zeichenrepertoire von "Nick Knatterton"n zurück.

      

    Kunst-Comics im Schatten der Pop Art
    Von Helmut Kronthaler

    Motive aus der zeitgenössischen Konsumwelt und Popkultur prägen seit den 1960er Jahren einen beträchtlichen Teil der figurativen Kunstproduktion. Auch Comics spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie werden aber eher selten auch als eigenständige bildhaft-narrative Kunstform neu interpretiert. Dennoch gibt es seit den 1960er Jahren immer wieder Versuche von bildenden Künstlern, eigenständige Bildgeschichten zu produzieren, die, wie im Fall der "Supermann"-Sequenzen der Gruppe SPUR, zumindest im Ansatz selbst als Comics zu verstehen sind.

    Oben: Supermann der Situationist 2, aus: SPUR 4, Januar 1961.

    Rechts oben das Cover des von Rolf Dieter Brinkmann herausgegebenen Gedichtbandes "Piloten". Darunter eine Seite aus "Der Paralleldenker" von Heinz von Cramer. Beide von 1968.

      

    Deutsche Comicforschung 2018
    Inhalt

  • Franz Jüttner, Maler und Illustrator
  • Herr Eisenarm - ein deutscher Superheld?
  • Gloria, Viktoria - wenn aus Kriegsspiel Ernst wird
  • Der "komische Streifen"
  • Die Grüne Post
  • Der Verlag Steinsberg
  • Charlotte Simon - zum zweiten
  • Alfred Dudda
  • "Nick Knatterton" in der Türkei
  • "Oktobriana"
  • Carlsen Comics. Die Ära Herbert Voss (1953-1984)
  • Addenda: Der 1. Deutsche Comic-Congress 1973, Friedrich Pruss von Zglinicki (nicki)

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Nicolas Dostal, Dr. Helmut Kronthaler, Ralf Palandt, Dr. Eckart Sackmann

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 14 (2018)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-299-7

      

    Oben eine Kunstverkleinerung aus Lustige Blätter 32/1895.

    Franz Jüttner, Maler und Illustrator
    Von Eckart Sackmann

    Seit den 1890er Jahren war der für die Berliner Lustigen Blätter arbeitende Franz Jüttner einer der führenden Karikaturisten im Deutschen Reich. Dass er heute kaum noch bekannt ist, lag an wechselnden Moden, am Ersten Weltkrieg und an der nachlassenden Konstitution des Zeichners. Wie damals üblich, passte sich ein Zeichner den Wünschen der Redaktion an. Das führte auch im Fall Jüttners zu einer Vielzahl an Stilen, alle in großer Qualität. Franz Jüttner war in erster Linie ein politischer Karikaturist, der für die Lustigen Blätter viele eindrucksvolle Titelbilder schuf, obwohl gerade das seinem Temperament nicht entsprach und ihn letztlich - wegen der geforderten Aktualität der Arbeit - gesundheitlich ruinierte.

    Ein früher Comic aus Kladderadatsch 41/1888: Der französische General Georges Boulanger wandte sich 1888 der Politik zu und erregte als Kritiker von Parlament und Regierung großes Aufsehen.

      

    Die Grüne Post, ein Füllhorn der Bild-Erzählung
    Von Eckart Sackmann

    Für eine Zeitung der 20er Jahre hatte Die Grüne Post einen hohen Anteil an Bildinformationen. Damit näherte sie sich den Illustrierten an. Das anfangs im Ullstein Verlag erschienene Blatt stützte sich im wesentlichen auf eigene Zeichner, doch sah man auch Übernahmen aus dem Ausland. Das waren leider nicht die populären US-Comics, obwohl von Anfang an auch der damals noch kaum bekannte Sprechblasencomic genutzt wurde. Comics wurden auch nach 1933 nicht ausgeschlossen; die Sprechblase gehörte jetzt zum gängigen Repertoire der Karikatur.

    Eine sommerliche Paddeltour von Lothar Reiz in Die Grüne Post 37/1936.

    1935 kam auch diese insgesamt zweiseitige Kurzgeschichte Otto Waffenschmieds ins Blatt: "Das Herz auf dem Hosenboden".

      

    Der Verlag Steinsberg
    Von Nicolas Dostal

    Noch siebzig Jahre nach seinem Tod ist so gut wie nichts über einen der bedeutendsten Comicverleger der Vorkriegszeit bekannt, über den Wiener Hans Steinsberg. Dabei gingen die Auflagen seiner Kinderkundenhefte in die Hundertausende. Der österreichische Steinsberg-Verlag brachte von 1926 bis 1941, also im wesentlichen in der Zwischenkriegszeit, die drei Zeitschriften "Der Schmetterling", "Der Papagei" und "Kiebitz" heraus. Wer war dieser Hans Steinsberg? Wie kam er dazu, einen Verlag zu gründen, der seinen Sitz in Wien hatte, in der Schweiz firmierte und seine Produkte im deutschen Reich verkaufte?

     

    Oben links eine italienische Ausgabe von Der Papagei (1982); daneben ein Foto des Verlegers (50er Jahre).

    Links das erste Auftreten Donald Ducks in Deutschland (Schmetterling 7/1938).

      

    Oben ein Cover des Adler von Hellas von 1942.

    Alfred Dudda
    Von Eckart Sackmann

    Comics zeichnete er nur vier Jahre lang. Von 1963 bis 1967 brachte die Neue Welt am Sonnabend seinen Karl-May-Strip und - mitunter sogar parallel - einen weiteren Strip, "Die drei Musketiere". Über Dudda, der nach dem Krieg mit "Dudda-Schwerte" signierte, ist nur wenig Persönliches bekannt. Als Zeichner weitgegend Autodidakt, verbrachte er den Zweiten Weltkrieg als Kriegsberichterstatter. Nach 1945 illustrierte er eine große Anzahl an Leihbüchern, bis er schließlich "Winnetou" und andere gerade im Kino laufende Karl-May-Filme für den Comic adaptierte.

    Oben der Start von "Winnetou" in Neue Welt am Sonnabend (1963).

    "Die drei Musketiere" (1964).

      

    Deutsche Comicforschung 2017
    Inhalt

  • Comics - vom Schimpfwort zum Lehnwort
  • Rinaldo Rinaldini als Comic-Held
  • Lothar Meggendorfer - der Verwandlungskünstler
  • Antisemitische Bildergeschichte der Kaiserzeit: "Das Lied vom Levi"
  • Johannes Thiel - Geschichten aus dem Zwergenland
  • Die Wespe und die Schwaben von der Donau
  • Gerhard Brinkmann: "Mickey Mouse" von 1942
  • KASCH - Kurt Ludwig Schmidt
  • Wie es knallt und wie es pufft! "Gaby, das Atommädchen"
  • "Die spannendste Geschichte unserer Zeit" - die Adenauer-PR
  • "Asterix" - ein unbesiegbarer Gallier kommt über den Rhein
  • Der 1. Deutsche Comic-Congress Berlin 1973

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Julian Auringer, Harald Kiehn, Dr. Helmut Kronthaler, Dr. Eckart Sackmann, Holger Vallinga

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 13 (2017)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-293-5

      

    Oben eine ganzseitige Comicgeschichte aus Meggendorfer Blätter 961 (1892).

    Lothar Meggendorfer - der Verwandlungskünstler
    Von Eckart Sackmann

    Der Münchener Lothar Meggendorfer steckte voller ungewöhnlicher Ideen, er war zu Zeiten eine Berühmtheit. Aber Meggendorfer hat auch Tiefen erlebt, an denen er nicht immer unschuldig war. Heute ist der Zeichner nur noch durch die Meggendorfer Blätter und durch seine Spiel-Bilderbücher bekannt. Sein Comicwerk ist uneinheitlich und erlaubt es nicht, den Zeichner in eine der üblichen Schubladen zu pressen. Einiges weist auf hohe zeichnerische Qualitäten hin, anderes ist plakativ oder epigonal, manches sogar ausgesprochen schlecht. Die Ideen dieses Mannes - ihn einfach auf die Funktion des Zeichners zu reduzieren, ist sichtlich unangebracht - waren so innovativ wie spielerisch.

    Eine der für den Meggendorfer der 90er Jahre typischen Notenblattgeschichten (Fliegende Blätter 2320).

      

    KASCH - Kurt Ludwig Schmidt
    Von Holger Vallinga

    Er war einer der produktivsten und auffälligsten Zeichner der 50er Jahre, bekannt vor allem durch seine Arbeiten für den Kauka Verlag - und dadurch, dass er seine Comics lange mit BECKER-KASCH signierte. Letzteres erschwerte bis vor kurzem die Identifizierung. In Schmidts Nachlass finden sich viele bisher unveröffentlichte Comicseiten. Neu sind auch Funde, die auf ein umfangreiches Werk Kurt Schmidts als Zeichner von Zeitschriftenstrips hindeuten. Anfang der 50er Jahre sehen wir mehrere solcher Serien in der Nürnberger Illustrierten Hausschatz, die bereits die zeichnerische Bandbreite des Multitalents Schmidt offenlegen.

    Die letzte Folge der Serie "Hannibal und Hannelore" aus Hausschatz 8/1952.

    Oben das ausdrucksstarke Original einer frühen Arbeit Kurt Schmidts für Fix und Foxi (Heft 69).

      

    Oben das offizielle, von Coca Cola gesponserte Plakat der Veranstaltung.

    Der 1. Deutsche Comic Congress Berlin 1973
    Von Eckart Sackmann

    Das, was wir heute unter "Comicszene" verstehen, hat seine Wurzeln zu Anfang der 70er Jahre. Schwerpunkt der Aktivitäten war damals Berlin, seit 1970 die Keimzelle der Interessengemeinschaft Comic Strip e. V., der INCOS. 1973 lud diese Gruppe zu einer Comicveranstaltung von ungewohnter Art. In seinen Ansätzen bot der 1. Deutsche Comic-Congress alles, was auch den Kern späterer Veranstaltungen ausmachte: Ausstellungen, geladene Zeichner, Vorträge, eine Verkaufsbörse. Signierstunden kannte man vor der Einführung des Albums nicht; die im Handel gängigen Hefte konnten nicht mit einer Zeichnung versehen werden. Dass die angesprochenen Verlage sich dagegen entschieden, in Berlin aufzutreten, war ein großes Handicap für die Veranstalter, die durchaus mit diesem Engagement gerechnet hatten.

      

    Oben links das Programmbuch. Daneben der Blick in eine der Veranstaltungen.

     

    Deutsche Comicforschung 2016
    Inhalt

  • Die Legende der Heiligen Ursula in mittelalterlichen Zyklen
  • Friedrich Schillers "Aventuren des neuen Telemachs"
  • Körners Vormittag
  • Ut pictura poesis - Moritz von Schwinds "Die sieben Raben"
  • Ausklang des Jugendstils: Kinderwoche und Jugendwelt
  • Big and Little Willie - und Max und Moritz noch dazu
  • Frühe "Micky Maus"-Zeitungsstrips in Deutschland
  • Die Braune Post - die Nazis und die Sprechblase
  • Wilhelm Eigener - Comiczeichner auf Abruf
  • Andreas Hofer - ein Südtiroler Freiheitskämpfer als Comic-Held
  • Paul Thiel und die AG der "Freunde der Bildgeschichte"
  • Deutsche Underground-Comics - Versuch einer Annäherung
  • Addenda: Manfred Schmidt im "Dritten Reich"

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Dr. Andreas Dierks, Prof. Dietrich Grünewald, Harald Kiehn, Joachim Knüppel, Dr. Helmut Kronthaler, Ralf Palandt, Dr. Eckart Sackmann, Guido Weißhahn

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 12 (2016)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-284-3

     

    Ut pictura poesis - Moritz von Schwinds "Die sieben Raben"
    Von Eckart Sackmann

    Die Bild-Erzählung nimmt zuweilen Formen an, deren Sequentialität sich nur bei näherer Betrachtung erschließt. Das gilt auch für eines der Hauptwerke Moritz von Schwinds, "Die sieben Raben", in dem - wie zuvor schon in den Bildfolgen des Mittelalters - architektonische Elemente eine "Panelstruktur" andeuten. Wer sich den Zyklus "Die sieben Raben" ansehen möchte, immerhin eines der Hauptwerke des Malers und Zeichners Moritz von Schwind (1804-1871), muss dazu in das Depot des Weimarer Neuen Museums hinuntersteigen. Hier wird das gigantische Aquarell von 1858 verwahrt, in drei zeitgenössischen Goldrahmen von jeweils 77 cm mal 260 cm. Aus konservatorischen Gründen ist zu vermuten, dass es nie mehr öffentlich gezeigt werden kann.

    Oben Schwinds Notizen zur Planung des Zyklus. Links der Maler, der das Eingangsbild der "Sieben Raben" vor sich auf der Staffelei stehen hat.

    Ganz oben in virtueller Aneinanderreihung ein Ausschnitt aus dem Werk.

     

    "Die Braune Post" - die Nazis und die Sprechblase
    Von Eckart Sackmann

    Die Nazis haben den Sprechblasencomic unterdrückt - so die vulgäre und in keiner Weise zutreffende Interpretation des Rückstands, den die künstlerische Ausdrucksform Comic zwischen 1933 und 1945 in Deutschland sammelte. Ein Blick auf eine nationalsozialische Wochenzeitung relativiert diese Vermutung. Die 1932 gegründete Wochenzeitung "Die Braune Post" versuchte sich an den Erfolg von Ullsteins "Die Grüne Post" anzuhängen. Nach der Zerschlagung des Ullstein-Konzerns 1934 existierten beide Blätter nebeneinander. In ihrem Bemühen, es der populären Konkurrenz gleichzutun, gab sich "Die Braune Post" in ihren Comics und Cartoons vergleichsweise modern. Die Verwendung von Sprechblasen war die Regel, bei den Strips allerdings in Paarung mit Untertexten.

    Oben "Flax macht Faxen" von Erich Lüddecke (1935).

    Eine Werbung der deutschen Firma Kaloderma von 1937.

    Oben ein Fake von Max Otto (Pseudonym P. Wemp), der damit 1937 zeigen wollte, wie Comics in den USA aussehen.

     

    Oben ein in Afrika handelnder Abenteuercomic, der vermutlich für einen schwedischen Verlag geschaffen wurde. Erhalten geblieben ist ein neunseitiges Fragment, das zur Zeit seines Entstehens vermutlich nie abgedruckt wurde.

    Wilhelm Eigener - Comiczeichner auf Abruf
    Von Eckart Sackmann und Joachim Knüppel

    Er wäre vermutlich der herausragende deutsche Zeichner von Abenteuercomics der 50er Jahre geworden - wenn seine Arbeiten denn veröffentlicht worden wären. Da Wilhelm Eigener nach dem Krieg sehr schnell auch als Illustrator Fuß fassen konnte, ließ er den Bereich Comic jedoch rasch wieder außer acht. So sind von dem Illustrator, der vor dem Krieg Zirkusplakate entwarf und nach 1950 einer der gefragtesten Tiermaler wurde, aus dem Comicschaffen nur Fragmente enthalten. Sie zeigen einen routinierten Umgang mit der Bild-Erzählung, so routiniert, dass man sich fragen muss, wie der Zeichner sich diese Fertigkeiten aneignen konnte. In Deutschland gab es für diese Art von Comic keine Vorbilder.

    Oben "Pinny Up". Von dieser Serie erschienen 1949 zwei Seiten in dem Herrenmagazin Gondel.

     

    Deutsche Underground-Comics - Versuch einer Annäherung
    Von Eckart Sackmann

    Underground Comics - vulgo: Comix - eine gebräuchliche Kennzeichnung nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der Begriff als ungemein vielschichtig und, was die deutsche Produktion angeht, als ein zeitversetztes Phänomen. Während die Hochzeit der US-Underground-Comics um 1970 herum lag, dauerte es hierzulande zehn Jahre, bis Zeichner - unter Berufung auf Robert Crumb und Gilbert Shelton - nach diesem Vorbild eigene Arbeiten schufen. Vorbereitet wurden Hefte wie Hinz & Kunz und Zomix durch die Aktivitäten der Verleger Raymond Martin und Bernd Brummbär, durch die Satirezeitschrift pardon und den Versandhandel 2001.

     

    Oben links die letzte Ausgabe von pardon (1982); daneben das erste Heft von Zomix (1978).

    Links eine Seite aus "Liebe" von Volker Reiche (1976).

     

    Deutsche Comicforschung 2015
    Inhalt

  • Der deutschsprachige Comic vor "Max und Moritz"
  • Lyonel Feininger - auf dem Weg zum Comiczeichner
  • Die "Kaiser Krause"-Nummer des "Simplicissimus"
  • "Comics" in der deutschen Zeitungsforschung vor 1945
  • "Zip und Zap" - ein deutscher Comic im Elsass des Jahres 1930
  • Überlebenswille vs. Honorigkeit - Manfred Schmidt im "Dritten Reich"
  • Die Anfänge des Norbert Hethke Verlags
  • Addenda: Konstantin Kusnezow; Der frühe Reinhold Escher; "Der Sonntagsbraten" - eine Kundenzeitschrift

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Doris Hethke, Harald Kiehn, Gerd Lettkemann, Ralf Palandt, Dr. Eckart Sackmann, Prof. Michael F. Scholz, Dr. Andreas Strobl

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 11 (2015)
    144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-266-9

     

    Der deutschsprachige Comic vor "Max und Moritz"
    Von Eckart Sackmann

    Mit "Max und Moritz" fange die Geschichte des Comic in Deutschland an, so die landläufige Meinung. Wilhelm Busch als Stammvater des Comic? Diese Fehleinschätzung aus den Köpfen zu tilgen, fällt schwer. Die Form der Bild-Erzählung gibt es auch im deutschen Sprachraum seit Jahrhunderten. Doch erst mit der Weiterentwicklung der Drucktechnik um 1800 führte die daraus resultierende Verbreitung dazu, dass Gedrucktes für Kaufleute und Künstler gleichermaßen interessant wurde. Das war zuallererst ein merkantiler Aspekt; in Zusammenhang mit solchen Werken von Kunst zu reden, lag beiden Seiten fern. Ein kleiner Ausschnitt aus der Menge der Publikationen zeigt, wie sich die Bild-Erzählung vor 1865 entwickelt hat und welche Vielfalt an Stilen um die Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte.

    Oben ein Ausschnitt aus der spöttischen Darstellung einer Seance von Christian Reimers in Düsseldorfer Monathefte von 1853, links eine Seite von Wilhelm Scholz in Kladderadatsch 23/1857.

     

    Lyonel Feininger - auf dem Weg zum Comiczeichner
    Von Eckart Sackmann und Harald Kiehn

    Im Alter von 16 Jahren kam der junge Feininger 1887 nach Deutschland, um Musiker zu werden. Die Umstände ergaben, dass er sich statt dessen auf die Bildenden Künste verlegte. Für die Witzblätter der Zeit zeichnete der Amerikaner schon früh auch Bildergeschichten; er blieb aber unberührt von den modernen US-Comics.

    Lyonel Feininger, der Comiczeichner - diese kurze Phase im Schaffen des vielseitigen Amerikaners ist in allen bisherigen Stellungnahmen reduziert auf Feiningers Arbeiten für die Chicago Sunday Tribune in den Jahren 1906 und 1907, auf die Serien "The Kin-Der-Kids" und "Wee Willie Winkie's World". Fast muss man annehmen, dieser Mann sei aus dem Stand zu einer unbestrittenen Meisterschaft gelangt. Das kann nicht sein. Hier nun ein Überblick über den Umgang des Zeichners mit der Bild-Erzählung in den Jahren vor seinem amerikanischen Abenteuer.

    Abb. oben: Mit seiner Serie "Fritz Tintenklex« ahmte Feininger Adolf Oberländers gewollt kritzelige Zeichnungen des "kleinen Moritz" nach (Ulk 1896). Links ein Gagstrip aus Ulk 49/1904, in dem sich Elemente der Genre-Witzzeichnung und des Jugendstils vermengen.

     

    "Comics" in der deutschen Zeitungsforschung vor 1945
    Von Michael F. Scholz

    Als Bestandteil von Zeitungen musste die amerikanische Comicbeilage auch die Aufmerksamkeit der frühen deutschen Zeitungsforschung erwecken. In Deutschland tat man sich schwer, die populäre Form zu übernehmen, und das, obwohl die Comics dazu beitrugen, die Auflage ihres Blattes zu erhöhen.

    Dieser Überblick über zeitgenössische deutsche Urteile vor 1945 zu den amerikanischen "Comic Strips" bzw. "Comics" gibt Aufschluss über die Geschichte des Lehnwortes "Comic" im deutschen Sprachraum. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der deutschen Zeitungswissenschaft, zu deren Forschungsgegenstand die Comics als ein wichtiger Teil der amerikanischen Zeitungen gehörten.

    Links ein offenbar von fremder Hand nachgezeichneter Strip von Frederick Burr Opper, abgedruckt in den Münchner humoristischen Blättern 1912. Rechts der Schutzumschlag späterer Auflagen von Hans Ostwalds Anthologie "Vom Goldenen Humor" (ab 1938).

     

    Oben der Beginn der Abenteuer von Zip und Zap in Ausgabe 1/1930 der Neuesten Illustrierten, darunter die (vorläufig) letzte Folge von 1933. Rechts der Strip mit französischen Texten und deutscher Übersetzung (1931).

    "Zip und Zap" - ein deutscher Comic im Elsass des Jahres 1930
    Von Gerd Lettkemann und Eckart Sackmann

    Deutschsprachige Comics gab es auch außerhalb der Grenzen der rein deutschsprachigen Länder. Was der Franzose Marcel Jeanjean für eine in Strasbourg erscheinende Neueste Illustrierte schuf, ist auch deswegen eine Besonderheit, weil Jeanjeans offizielle Biografie diesen Comic verschweigt.

    Ab der allerersten Ausgabe vom 5. Oktober 1930 brachte die Neueste Illustrierte einen für die historische Comicforschung in Deutschland spektakulären Blickfang: den Beginn einer Comicserie unter dem Titel "Zip und Zap auf Abenteuern", einen beeindruckend modernen, handgeletterten Sprechblasenstrip. Nach einem Jahr Laufzeit war der Text in den Blasen plötzlich französisch; die deutsche Übersetzung wurde unterhalb des Comics mitgeliefert - all dies in einer ansonsten rein deutschsprachigen Zeitschrift.

     

     

    Deutsche Comicforschung 2014
    Inhalt

  • 2005 bis 2014 - zehn Jahre "Deutsche Comicforschung"
  • Propaganda im 1. Weltkrieg: Lustige Blätter in "ernster Zeit"
  • Arpad Schmidhammer bei Jos. Scholz: Der Krieg als Kinderspiel
  • "Bunte Kriegsbilderbogen" - zum zweiten
  • Walter Scholz
  • Charlotte Simon
  • Comiczeichner in der SBZ/DDR. Eine Generationenübersicht
  • Kino auf Papier - vom Film-Bild-Roman zum Fotocomic
  • Rolf Kauka - der lange Weg zu Fix und Foxi
  • "Der Sonntagsbraten" - eine Kundenzeitschrift
  • "Nick Knatterton" : die vier verschollenen Folgen
  • Maos Comics in Deutschland

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Harald Kiehn, Dr. Helmut Kronthaler, Gerd Lettkemann, Dr. Eckart Sackmann, Prof. Michael F. Scholz, Klaus Spillmann, Klaus Wintrich, Andreas Teltow

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 10 (2014)
    144 Seiten, HC, über 300 Abbildungen in Farbe, € 49,00
    ISBN 978-3-89474-245-4

     

    Abb. oben: Das Cover und eine Szene aus Schmidhammers Kriegs-Erstling. Rechts das Cover des nachfolgenden Buches.

    Arpad Schmidhammer bei Jos. Scholz: Der Krieg als Kinderspiel
    Von Eckart Sackmann

    Mit Kaiser Wilhelm II. erlebte das Kaiserreich eine zunehmende Militarisierung. Nach dem Sieg von 1870/71 galt der Krieg als erstrebenswert. Als er 1914 "ausbrach", ging auch der Kinderbuchverlag Jos. Scholz in Mainz unter die Anheizer. Einer seiner Zulieferer war der Illustrator Arpad Schmidhammer.

    Schmidhammer hatte bis Kriegsbeginn eine ganze Reihe von Büchern für Scholz illustriert und auch selbst verfasst. 1914 schuf er mit dem "Kriegsbilderbuch" "Lieb Vaterland magst ruhig sein!" das erste seiner kriegshetzerischen Werke. Das Büchlein mit 16 Seiten im Querformat enthielt eine achtseitige Bildergeschichte des Zeichners, mit einem farbigen Großbild pro Seite und vier gereimten Versen darunter. Die Erzählung wird von patriotischen Gedichten unterbrochen, so dass auf jeder Doppelseite mit Ausnahme der Mittelseiten jeweils ein Bild des Comic und ein Gedicht zu sehen sind. Der Autor und Zeichner stellt den Krieg hier als etwas dar, das von Kindern ausgefochten werden kann, und spart nicht mit Verunglimpfungen der gegnerischen Nationen. Bis 1917 sollten vier ähnliche Bilderbücher folgen.

     

    Walter Scholz
    Von Gerd Lettkemann

    Walter Scholz war Werbegrafiker, Pressezeichner und Comicschöpfer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Biografie - und wohl auch ein Teil seines Werks - liegt im Dunkeln. Zeichnerisch kann Walter Scholz Mitte der 30er Jahre mit seinen berühmteren Kollegen gut mithalten.

    Was Walter Scholz für die deutsche Comicforschung attraktiv macht, sind seine Comicstrips aus der zweiten Hälfte der 1930er Jahre. Nach jetzigem Stand der Forschung scheint sich die Affinität zum Comic auf jenen relativ kurzen Zeitraum zu beschränken. Herausragend ist dabei sein Gagstrip "Zackig" zur Berliner Olympiade von 1936, mit vollem Titel etwas umständlich "Zackig, der Olympia-Begeisterte, dessen Erlebnisse täglich hier zu lesen sind", erschienen in der Olympia Zeitung, einem offiziellen Organ der Spiele. Jede Folge dieses frühen deutschen Tagesstrips um teils von Erfolg, teils von Misserfolg gekrönte, immer jedoch lustige Betätigungen eines Olympia-Fans wurde von Walter Scholz mit vollem Nachnamen in lateinischen Majuskeln signiert, seine typische Signatur der 1920er bis 1950er Jahre.

    Oben ein Strip aus der Olympia Zeitung (1936), links eine Seite aus der Braunen Post von 1934.

     

    Kino auf Papier - vom Film-Bild-Roman zum Fotocomic
    Von Eckart Sackmann

    Von der Comicforschung werden Fotocomics kaum beachtet. In ihrer Heimat Italien und Frankreich verdankten sie ihre Popularität dem Kinofilm. Formal in vielem dem gezeichneten Comic ähnlich, zeigen Fotocomics eine weit geringere künstlerische Bandbreite als jener, bedienen jedoch alle trivialen Genres.

    In Deutschland war der Fotocomic lange kein Erfolgsmodell. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sah man diese Form bei uns nicht. Dann geschah 1958 etwas, das dem Fotocomic für lange Zeit einen Stempel aufdrücken sollte. Auf dem Cover von Heft 46/1958 der Frauenzeitschrift Frau im Spiegel sahen die Leserinnen eine ungewohnte Ankündigung: "NEU Der französische Fotoroman". Zwar waren es nur zwei Seiten pro Ausgabe, aber Frau im Spiegel schaffte es, den Fotocomic zum Markenzeichen zu machen. Später waren es dann die Sexpostillen und die Bravo (Foto Lovestory), die sich dieser Form bedienten. In den 80er Jahren bildeten Zeitschriften wie Gong populäre Filme in Form von Fotocomics ab.

      

    Oben der erste Fotoroman in Frau im Spiegel (1958). Links eine Frühform des Fotoromans: der Film "Bel Ami", nacherzählt in 15 Bildern auf insgesamt drei Seiten des Stern 3/1939.

     

    Rolf Kauka - der lange Weg zu Fix und Foxi
    Von Eckart Sackmann, Klaus Spillmann und Klaus Wintrich

    Mit »Fix und Foxi« hat Rolf Kauka sich einen Ehrenplatz in der Riege der deutschen Comicverleger geschaffen. Wer aber ist dieser Rolf Kauka, wo hat er seine privaten und beruflichen Wurzeln? Was geschah, bevor 1953 das erste Heft von »Fix und Foxi« am Kiosk zu kaufen war?

    Eckart Sackmann, Klaus Spillmann und Klaus Wintrich haben den Lebensweg des gebürtigen Sachsen von seiner Schulzeit bis in die Nachkriegsjahre verfolgt und sind auf manche Überraschung gestoßen. Seine Karriere als Verleger bekann Kauka mit Werken zum Polizeirecht und mit sexgeladenen Romanheftserien. Mit dem von Dorul van der Heide und Werner Hierl gezeichneten "Fix und Foxi" stellte er sich in die Fußstapfen des Vorbilds Disney.

    Links und rechts zwei in den 40er und 50er Jahren im Kauka Verlag erschienene Publikationen.

     

    Der Sonntagsbraten - eine Kundenzeitschrift
    Von Eckart Sackmann

    Mit ihrem prominent auf der Rückseite der Zeitschrift plazierten Comic zeigte Der Sonntagsbraten, wie hoch die Redaktion die Zugkraft eines solchen Unterhaltungsteils einschätzte. Dabei war man sich nicht einmal sicher, ob die Comics den Mann, den Jugendlichen oder das Kind ansprachen.

    Im beginnenden Wirtschaftswunder, im Oktober 1952, erschien im Hamburger Verlag Dransmann Der Sonntagsbraten. Das 16seitige, bis auf den mit der Schmuckfarbe Rot gedruckten Titel einfarbige Heft versuchte "die Hausfrau" zu erreichen. In einer solchen Publikation Comics zu bringen, verweist darauf, dass das Heft beim Empfänger von der ganzen Familie gelesen werden sollte. Es gab also ab Heft 1 einen Comic für den Mann und einen für das Kind (keinen für die Frau!). Die meisten Comics der Zeitschrift kamen aus Holland, doch mit dem Strip "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" von Heinrich Meyer-Mengede brachte Der Sonntagsbraten auch eine deutsche Eigenproduktion.

      

    Oben der holländische Comic "Kapitän Rob" (Der Sonntagsbraten 1966). Links ein Streifen aus "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" (1955).

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