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Deutsche Comicforschung 2011

Eckart Sackmann (Hg.):
Deutsche Comicforschung
Band 7 (2011)
144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 39,00
ISBN 978-3-89474-218-8

Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Prof. Dr. Günter Dammann, Prof. Dr. Dietrich Grünewald, Horst-Joachim Kalbe, Dr. Helmut Kronthaler, Dr. Eckart Sackmann, Dr. Michel F. Scholz.

Inhalt

  • Der Verleger als künstlerischer Entscheider: Caspar Braun
  • Zehn kleine Negerlein: Afrikaner im deutschen Kolonialcomic
  • Wilhelm-Busch-Nummern
  • Der Sprechblasencomic im Widerstreit der Kulturen, Teil 2
  • Hellmuth M. Peter
  • Horst von Möllendorff
  • Carl Meffert/Clément Moreau
  • Der frühe Reinhold Escher
  • Franziska Bilek - von den "Weiberln" zum "Herrn Hirnbeiß"
  • Die Comics von Roland Kohlsaat
  • Wolfgang Altenburger - "... eine neue Bilderzeitschrift ..."
  • Der 1. Internationale Comic-Salon Erlangen 1984



  • Abb. oben "Tierarzt Hans Springinsdorf in Afrika" von E. Heine, aus der Beilage "Eulenspiegel" 17/1910

    Zehn kleine Negerlein: Afrikaner im deutschen Kolonialcomic
    Von Horst-Joachim Kalbe und Eckart Sackmann

    Nackte Wilde im Bastrock, die sich entweder extrem feindselig oder anbiedernd und tölpelhaft verhalten - das Klischee der Darstellung von Schwarzafrikanern im Comic hat seinen Ursprung in der Arroganz und Herrschsucht des raubgierigen Europa. Deutschland "besaß" von 1884 bis 1918 Kolonien in Afrika.

    Horst-Joachim Kalbe und Eckart Sackmann haben die Witzblätter und politisch-satirischen Zeitschriften des Kaiserreichs gesichtet und einen Zusammenhang zwischen der Kolonialpropaganda und den von den Zeichnern verwendeten Topoi festgestellt. Ganz offenbar war den Witzblattzeichnern - für das Kolonialthema interessierten sich beispielsweise Johann Bahr, Adolf Hengeler und Emil Reinicke - der Kontinent nicht aus eigener Anschauung bekannt. Die in dieser Zeit geformten Klischees hielten sich bis weit nach dem 2. Weltkrieg.

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    Oben: Plakat zu einer "Ausstellung" 1913 in Berlin.

     

    "Bilder sprechen ohne Worte."
    Carl Meffert/Clément Moreau

    Von Dietrich Grünewald

    Carl Meffert (geboren 1903 in Koblenz) wächst in schwierigen Verhältnissen auf; er thematisiert seine Jugend in dem frühen Bildzyklus "Fürsorgeerziehung" (1928). Nach den Wirren des 1. Weltkriegs bekommt er Anschluss an linkspolitische Kreise. Er geht nach Berlin und wird dort von Käthe Kollwitz unter die Fittiche genommen.

    Meffert bevorzugt die Technik des Linolschnitts. In hartem Schwarzweiß entwirft er in den Folgejahren weitere Bildzyklen sozialkritischen Inhalts. Dennoch versteht er sich nicht als Agit-Prop-Künstler. Meffert will nicht agitieren, sondern die Gesellschaft seiner Zeit so zeigen, wie er sie empfindet. Bei Machtübernahme durch die Nazis kann er sich gerade noch in die Schweiz retten, wo er unter dem Namen Clément Moreau lebt.

    Von dort führt ihn sein Lebensweg nach Argentinien. Hier entstehen Ende der 30er Jahre die Hauptwerke, die beiden gegen das Naziregime gerichteten Zyklen "Mein Kampf" (unter Verwendung von Originalzitaten Adolf Hitlers) und "Nacht über Deutschland". Zur Zeit der Militärdiktatur muss der "Berufsemigrant" auch Argentinien verlassen. Wiederum findet Meffert/Moreau Zuflucht in der Schweiz.

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    Abb. oben: Carl Meffert: "Mein Kampf" (1940).


     
         

    Abb. oben Carl Meffert: Nacht über Deutschland" (1937/38).

     

    Oben das "Sternchen"-Cover 52/1955.

    Rechts das seinerzeit einzige Buch zur Serie von 1954.

    Die Comics von Roland Kohlsaat
    Von Günter Dammann

    Die Kinderbeilage "Sternchen" bildete die Plattform für eine der ungewöhnlichsten und langlebigsten deutschen Comicserien, heute noch allgemein bekannt unter "Jimmy das Gummipferd". Ihr Schöpfer Roland Kohlsaat schuf sich hierin seinen eigenen Kosmos aus Abenteuer und Fantasy.

    Diese phantastischen Reisen des Gauchos Julio und seinem aufblasbaren Reittier bieten Anlass zu Interpretation, einer Interpretation, die auch den Einfluss der Zeitumstände deutlich werden lässt, unter denen der Comic entstand. Bei seiner Untersuchung von Kohlsaats Comicwerk hat Günter Dammann neue Erkenntnisse zur Biografie des Zeichners gewonnen, und auch die Nebenserien "Tele Wischen" und "Plisch und Wisch" kommen hier nicht zu kurz.

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    Der 1. Internationale Comic-Salon Erlangen 1984
    Von Eckart Sackmann

    Der zweijährlich stattfindende Comic-Salon in Erlangen ist heute ein wichtiges Ereignis, das die Szene vereint, den Markt fördert und vielfältige Möglichkeiten der Präsentation in Wort und Bild bietet. Der Weg zum ersten Comic-Salon von 1984 war vom Willen einiger, aber auch von Zufälligkeiten geprägt.

    Nach der Entdeckung einer neuen Generation von "erwachsenen" Comiclesern durch Carlsen und den Volksverlag, nach der Etablierung von Tauschbörsen und Comicläden hatte der Wunsch nach einem Festival in der Luft gelegen. Die Gründung des Interessenverbands ICOM war schließlich der Auslöser; maßgeblich gefördert wurden die Ambitionen durch das Engagement des Kulturamts der Stadt Erlangen unter Karl Manfred Fischer. Eckart Sackmann hat die Quellen studiert und Zeitzeugen befragt. Viele Fotos und andere Abbildungen rufen den 1. Comic-Salon anschaulich ins Gedächtnis zurück.

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    Oben das im Zeitungsformat gedruckte Katalogheft mit einem Motiv von Chris Scheuer.

    Die Abb. links zeigt den Eingang zur Comic-Messe, die 1984 im Redoutensaal gegenüber dem Theater stattfand.



     



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