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Deutsche Comicforschung 2015
Inhalt

  • Der deutschsprachige Comic vor "Max und Moritz"
  • Lyonel Feininger - auf dem Weg zum Comiczeichner
  • Die "Kaiser Krause"-Nummer des "Simplicissimus"
  • "Comics" in der deutschen Zeitungsforschung vor 1945
  • "Zip und Zap" - ein deutscher Comic im Elsass des Jahres 1930
  • Überlebenswille vs. Honorigkeit - Manfred Schmidt im "Dritten Reich"
  • Die Anfänge des Norbert Hethke Verlags
  • Addenda: Konstantin Kusnezow; Der frühe Reinhold Escher; "Der Sonntagsbraten" - eine Kundenzeitschrift

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Doris Hethke, Harald Kiehn, Gerd Lettkemann, Ralf Palandt, Dr. Eckart Sackmann, Prof. Michael F. Scholz, Dr. Andreas Strobl

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 11 (2015)
    144 Seiten, HC, über 300 Abbildungen in Farbe, € 39,00
    ISBN 978-3-89474-266-9

     

    Der deutschsprachige Comic vor "Max und Moritz"
    Von Eckart Sackmann

    Mit "Max und Moritz" fange die Geschichte des Comic in Deutschland an, so die landläufige Meinung. Wilhelm Busch als Stammvater des Comic? Diese Fehleinschätzung aus den Köpfen zu tilgen, fällt schwer. Die Form der Bild-Erzählung gibt es auch im deutschen Sprachraum seit Jahrhunderten. Doch erst mit der Weiterentwicklung der Drucktechnik um 1800 führte die daraus resultierende Verbreitung dazu, dass Gedrucktes für Kaufleute und Künstler gleichermaßen interessant wurde. Das war zuallererst ein merkantiler Aspekt; in Zusammenhang mit solchen Werken von Kunst zu reden, lag beiden Seiten fern. Ein kleiner Ausschnitt aus der Menge der Publikationen zeigt, wie sich die Bild-Erzählung vor 1865 entwickelt hat und welche Vielfalt an Stilen um die Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte.

    Oben ein Ausschnitt aus der spöttischen Darstellung einer Seance von Christian Reimers in Düsseldorfer Monathefte von 1853, links eine Seite von Wilhelm Scholz in Kladderadatsch 23/1857.

     

    Lyonel Feininger - auf dem Weg zum Comiczeichner
    Von Eckart Sackmann und Harald Kiehn

    Im Alter von 16 Jahren kam der junge Feininger 1887 nach Deutschland, um Musiker zu werden. Die Umstände ergaben, dass er sich statt dessen auf die Bildenden Künste verlegte. Für die Witzblätter der Zeit zeichnete der Amerikaner schon früh auch Bildergeschichten; er blieb aber unberührt von den modernen US-Comics.

    Lyonel Feininger, der Comiczeichner - diese kurze Phase im Schaffen des vielseitigen Amerikaners ist in allen bisherigen Stellungnahmen reduziert auf Feiningers Arbeiten für die Chicago Sunday Tribune in den Jahren 1906 und 1907, auf die Serien "The Kin-Der-Kids" und "Wee Willie Winkie's World". Fast muss man annehmen, dieser Mann sei aus dem Stand zu einer unbestrittenen Meisterschaft gelangt. Das kann nicht sein. Hier nun ein Überblick über den Umgang des Zeichners mit der Bild-Erzählung in den Jahren vor seinem amerikanischen Abenteuer.

    Abb. oben: Mit seiner Serie "Fritz Tintenklex« ahmte Feininger Adolf Oberländers gewollt kritzelige Zeichnungen des "kleinen Moritz" nach (Ulk 1896). Links ein Gagstrip aus Ulk 49/1904, in dem sich Elemente der Genre-Witzzeichnung und des Jugendstils vermengen.

     

    "Comics" in der deutschen Zeitungsforschung vor 1945
    Von Michael F. Scholz

    Als Bestandteil von Zeitungen musste die amerikanische Comicbeilage auch die Aufmerksamkeit der frühen deutschen Zeitungsforschung erwecken. In Deutschland tat man sich schwer, die populäre Form zu übernehmen, und das, obwohl die Comics dazu beitrugen, die Auflage ihres Blattes zu erhöhen.

    Dieser Überblick über zeitgenössische deutsche Urteile vor 1945 zu den amerikanischen "Comic Strips" bzw. "Comics" gibt Aufschluss über die Geschichte des Lehnwortes "Comic" im deutschen Sprachraum. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der deutschen Zeitungswissenschaft, zu deren Forschungsgegenstand die Comics als ein wichtiger Teil der amerikanischen Zeitungen gehörten.

    Links ein offenbar von fremder Hand nachgezeichneter Strip von Frederick Burr Opper, abgedruckt in den Münchner humoristischen Blättern 1912. Rechts der Schutzumschlag späterer Auflagen von Hans Ostwalds Anthologie "Vom Goldenen Humor" (ab 1938).

     

    Oben der Beginn der Abenteuer von Zip und Zap in Ausgabe 1/1930 der Neuesten Illustrierten, darunter die (vorläufig) letzte Folge von 1933. Rechts der Strip mit französischen Texten und deutscher Übersetzung (1931).

    "Zip und Zap" - ein deutscher Comic im Elsass des Jahres 1930
    Von Gerd Lettkemann und Eckart Sackmann

    Deutschsprachige Comics gab es auch außerhalb der Grenzen der rein deutschsprachigen Länder. Was der Franzose Marcel Jeanjean für eine in Strasbourg erscheinende Neueste Illustrierte schuf, ist auch deswegen eine Besonderheit, weil Jeanjeans offizielle Biografie diesen Comic verschweigt.

    Ab der allerersten Ausgabe vom 5. Oktober 1930 brachte die Neueste Illustrierte einen für die historische Comicforschung in Deutschland spektakulären Blickfang: den Beginn einer Comicserie unter dem Titel "Zip und Zap auf Abenteuern", einen beeindruckend modernen, handgeletterten Sprechblasenstrip. Nach einem Jahr Laufzeit war der Text in den Blasen plötzlich französisch; die deutsche Übersetzung wurde unterhalb des Comics mitgeliefert - all dies in einer ansonsten rein deutschsprachigen Zeitschrift.



     



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