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Deutsche Comicforschung 2016
Inhalt

  • Die Legende der Heiligen Ursula in mittelalterlichen Zyklen
  • Friedrich Schillers "Aventuren des neuen Telemachs"
  • Körners Vormittag
  • Ut pictura poesis - Moritz von Schwinds "Die sieben Raben"
  • Ausklang des Jugendstils: Kinderwoche und Jugendwelt
  • Big and Little Willie - und Max und Moritz noch dazu
  • Frühe "Micky Maus"-Zeitungsstrips in Deutschland
  • Die Braune Post - die Nazis und die Sprechblase
  • Wilhelm Eigener - Comiczeichner auf Abruf
  • Andreas Hofer - ein Südtiroler Freiheitskämpfer als Comic-Held
  • Paul Thiel und die AG der "Freunde der Bildgeschichte"
  • Deutsche Underground-Comics - Versuch einer Annäherung
  • Addenda: Manfred Schmidt im "Dritten Reich"

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Dr. Andreas Dierks, Prof. Dietrich Grünewald, Harald Kiehn, Joachim Knüppel, Dr. Helmut Kronthaler, Ralf Palandt, Dr. Eckart Sackmann, Guido Weißhahn

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 12 (2016)
    144 Seiten, HC, über 300 Abbildungen in Farbe, € 39,00
    ISBN 978-3-89474-284-3

     

    Ut pictura poesis - Moritz von Schwinds "Die sieben Raben"
    Von Eckart Sackmann

    Die Bild-Erzählung nimmt zuweilen Formen an, deren Sequentialität sich nur bei näherer Betrachtung erschließt. Das gilt auch für eines der Hauptwerke Moritz von Schwinds, "Die sieben Raben", in dem - wie zuvor schon in den Bildfolgen des Mittelalters - architektonische Elemente eine "Panelstruktur" andeuten. Wer sich den Zyklus "Die sieben Raben" ansehen möchte, immerhin eines der Hauptwerke des Malers und Zeichners Moritz von Schwind (1804-1871), muss dazu in das Depot des Weimarer Neuen Museums hinuntersteigen. Hier wird das gigantische Aquarell von 1858 verwahrt, in drei zeitgenössischen Goldrahmen von jeweils 77 cm mal 260 cm. Aus konservatorischen Gründen ist zu vermuten, dass es nie mehr öffentlich gezeigt werden kann.

    Oben Schwinds Notizen zur Planung des Zyklus. Links der Maler, der das Eingangsbild der "Sieben Raben" vor sich auf der Staffelei stehen hat.

    Ganz oben in virtueller Aneinanderreihung ein Ausschnitt aus dem Werk.

     

    Oben ein Fake von Max Otto (Pseudonym P. Wemp), der damit 1937 zeigen wollte, wie Comics in den USA aussehen.

    "Die Braune Post" - die Nazis und die Sprechblase
    Von Eckart Sackmann

    Die Nazis haben den Sprechblasencomic unterdrückt - so die vulgäre und in keiner Weise zutreffende Interpretation des Rückstands, den die künstlerische Ausdrucksform Comic zwischen 1933 und 1945 in Deutschland sammelte. Ein Blick auf eine nationalsozialische Wochenzeitung relativiert diese Vermutung. Die 1932 gegründete Wochenzeitung "Die Braune Post" versuchte sich an den Erfolg von Ullsteins "Die Grüne Post" anzuhängen. Nach der Zerschlagung des Ullstein-Konzerns 1934 existierten beide Blätter nebeneinander. In ihrem Bemühen, es der populären Konkurrenz gleichzutun, gab sich "Die Braune Post" in ihren Comics und Cartoons vergleichsweise modern. Die Verwendung von Sprechblasen war die Regel, bei den Strips allerdings in Paarung mit Untertexten.

    Oben "Flax macht Faxen" von Erich Lüddecke (1935).

    Eine Werbung der deutschen Firma Kaloderma von 1937.

     

    Oben ein in Afrika handelnder Abenteuercomic, der vermutlich für einen schwedischen Verlag geschaffen wurde. Erhalten geblieben ist ein neunseitiges Fragment, das zur Zeit seines Entstehens vermutlich nie abgedruckt wurde.

    Wilhelm Eigener - Comiczeichner auf Abruf
    Von Eckart Sackmann und Joachim Knüppel

    Er wäre vermutlich der herausragende deutsche Zeichner von Abenteuercomics der 50er Jahre geworden - wenn seine Arbeiten denn veröffentlicht worden wären. Da Wilhelm Eigener nach dem Krieg sehr schnell auch als Illustrator Fuß fassen konnte, ließ er den Bereich Comic jedoch rasch wieder außer acht. So sind von dem Illustrator, der vor dem Krieg Zirkusplakate entwarf und nach 1950 einer der gefragtesten Tiermaler wurde, aus dem Comicschaffen nur Fragmente enthalten. Sie zeigen einen routinierten Umgang mit der Bild-Erzählung, so routiniert, dass man sich fragen muss, wie der Zeichner sich diese Fertigkeiten aneignen konnte. In Deutschland gab es für diese Art von Comic keine Vorbilder.

    Oben "Pinny Up". Von dieser Serie erschienen 1949 zwei Seiten in dem Herrenmagazin Gondel.

     

    Deutsche Underground-Comics - Versuch einer Annäherung
    Von Eckart Sackmann

    Underground Comics - vulgo: Comix - eine gebräuchliche Kennzeichnung nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der Begriff als ungemein vielschichtig und, was die deutsche Produktion angeht, als ein zeitversetztes Phänomen. Während die Hochzeit der US-Underground-Comics um 1970 herum lag, dauerte es hierzulande zehn Jahre, bis Zeichner - unter Berufung auf Robert Crumb und Gilbert Shelton - nach diesem Vorbild eigene Arbeiten schufen. Vorbereitet wurden Hefte wie Hinz & Kunz und Zomix durch die Aktivitäten der Verleger Raymond Martin und Bernd Brummbär, durch die Satirezeitschrift pardon und den Versandhandel 2001.

     

    Oben links die letzte Ausgabe von pardon (1982); daneben das erste Heft von Zomix (1978).

    Links eine Seite aus "Liebe" von Volker Reiche (1976).



     



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