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Deutsche Comicforschung 2014

Inhalt

  • 2005 bis 2014 - zehn Jahre "Deutsche Comicforschung"
  • Propaganda im 1. Weltkrieg: Lustige Blätter in "ernster Zeit"
  • Arpad Schmidhammer bei Jos. Scholz: Der Krieg als Kinderspiel
  • "Bunte Kriegsbilderbogen" - zum zweiten
  • Walter Scholz
  • Charlotte Simon
  • Comiczeichner in der SBZ/DDR. Eine Generationenübersicht
  • Kino auf Papier - vom Film-Bild-Roman zum Fotocomic
  • Rolf Kauka - der lange Weg zu Fix und Foxi
  • "Der Sonntagsbraten" - eine Kundenzeitschrift
  • "Nick Knatterton" : die vier verschollenen Folgen
  • Maos Comics in Deutschland

    Mitarbeiter dieser Ausgabe:
    Harald Kiehn, Dr. Helmut Kronthaler, Gerd Lettkemann, Dr. Eckart Sackmann, Prof. Michael F. Scholz, Klaus Spillmann, Klaus Wintrich, Andreas Teltow

  • Eckart Sackmann (Hg.):
    Deutsche Comicforschung
    Band 10 (2014)
    144 Seiten, HC, über 300 Abbildungen in Farbe, € 39,00
    ISBN 978-3-89474-245-4

     

    Abb. oben: Das Cover und eine Szene aus Schmidhammers Kriegs-Erstling. Rechts das Cover des nachfolgenden Buches.

    Arpad Schmidhammer bei Jos. Scholz: Der Krieg als Kinderspiel
    Von Eckart Sackmann

    Mit Kaiser Wilhelm II. erlebte das Kaiserreich eine zunehmende Militarisierung. Nach dem Sieg von 1870/71 galt der Krieg als erstrebenswert. Als er 1914 "ausbrach", ging auch der Kinderbuchverlag Jos. Scholz in Mainz unter die Anheizer. Einer seiner Zulieferer war der Illustrator Arpad Schmidhammer.

    Schmidhammer hatte bis Kriegsbeginn eine ganze Reihe von Büchern für Scholz illustriert und auch selbst verfasst. 1914 schuf er mit dem "Kriegsbilderbuch" "Lieb Vaterland magst ruhig sein!" das erste seiner kriegshetzerischen Werke. Das Büchlein mit 16 Seiten im Querformat enthielt eine achtseitige Bildergeschichte des Zeichners, mit einem farbigen Großbild pro Seite und vier gereimten Versen darunter. Die Erzählung wird von patriotischen Gedichten unterbrochen, so dass auf jeder Doppelseite mit Ausnahme der Mittelseiten jeweils ein Bild des Comic und ein Gedicht zu sehen sind. Der Autor und Zeichner stellt den Krieg hier als etwas dar, das von Kindern ausgefochten werden kann, und spart nicht mit Verunglimpfungen der gegnerischen Nationen. Bis 1917 sollten vier ähnliche Bilderbücher folgen.

     

    Walter Scholz
    Von Gerd Lettkemann

    Walter Scholz war Werbegrafiker, Pressezeichner und Comicschöpfer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Biografie - und wohl auch ein Teil seines Werks - liegt im Dunkeln. Zeichnerisch kann Walter Scholz Mitte der 30er Jahre mit seinen berühmteren Kollegen gut mithalten.

    Was Walter Scholz für die deutsche Comicforschung attraktiv macht, sind seine Comicstrips aus der zweiten Hälfte der 1930er Jahre. Nach jetzigem Stand der Forschung scheint sich die Affinität zum Comic auf jenen relativ kurzen Zeitraum zu beschränken. Herausragend ist dabei sein Gagstrip "Zackig" zur Berliner Olympiade von 1936, mit vollem Titel etwas umständlich "Zackig, der Olympia-Begeisterte, dessen Erlebnisse täglich hier zu lesen sind", erschienen in der Olympia Zeitung, einem offiziellen Organ der Spiele. Jede Folge dieses frühen deutschen Tagesstrips um teils von Erfolg, teils von Misserfolg gekrönte, immer jedoch lustige Betätigungen eines Olympia-Fans wurde von Walter Scholz mit vollem Nachnamen in lateinischen Majuskeln signiert, seine typische Signatur der 1920er bis 1950er Jahre.

    Oben ein Strip aus der Olympia Zeitung (1936), links eine Seite aus der Braunen Post von 1934.

     

    Kino auf Papier - vom Film-Bild-Roman zum Fotocomic
    Von Eckart Sackmann

    Von der Comicforschung werden Fotocomics kaum beachtet. In ihrer Heimat Italien und Frankreich verdankten sie ihre Popularität dem Kinofilm. Formal in vielem dem gezeichneten Comic ähnlich, zeigen Fotocomics eine weit geringere künstlerische Bandbreite als jener, bedienen jedoch alle trivialen Genres.

    In Deutschland war der Fotocomic lange kein Erfolgsmodell. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sah man diese Form bei uns nicht. Dann geschah 1958 etwas, das dem Fotocomic für lange Zeit einen Stempel aufdrücken sollte. Auf dem Cover von Heft 46/1958 der Frauenzeitschrift Frau im Spiegel sahen die Leserinnen eine ungewohnte Ankündigung: "NEU Der französische Fotoroman". Zwar waren es nur zwei Seiten pro Ausgabe, aber Frau im Spiegel schaffte es, den Fotocomic zum Markenzeichen zu machen. Später waren es dann die Sexpostillen und die Bravo (Foto Lovestory), die sich dieser Form bedienten. In den 80er Jahren bildeten Zeitschriften wie Gong populäre Filme in Form von Fotocomics ab.

      

    Oben der erste Fotoroman in Frau im Spiegel (1958). Links eine Frühform des Fotoromans: der Film "Bel Ami", nacherzählt in 15 Bildern auf insgesamt drei Seiten des Stern 3/1939.

     

    Rolf Kauka - der lange Weg zu Fix und Foxi
    Von Eckart Sackmann, Klaus Spillmann und Klaus Wintrich

    Mit »Fix und Foxi« hat Rolf Kauka sich einen Ehrenplatz in der Riege der deutschen Comicverleger geschaffen. Wer aber ist dieser Rolf Kauka, wo hat er seine privaten und beruflichen Wurzeln? Was geschah, bevor 1953 das erste Heft von »Fix und Foxi« am Kiosk zu kaufen war?

    Eckart Sackmann, Klaus Spillmann und Klaus Wintrich haben den Lebensweg des gebürtigen Sachsen von seiner Schulzeit bis in die Nachkriegsjahre verfolgt und sind auf manche Überraschung gestoßen. Seine Karriere als Verleger bekann Kauka mit Werken zum Polizeirecht und mit sexgeladenen Romanheftserien. Mit dem von Dorul van der Heide und Werner Hierl gezeichneten "Fix und Foxi" stellte er sich in die Fußstapfen des Vorbilds Disney.

    Links und rechts zwei in den 40er und 50er Jahren im Kauka Verlag erschienene Publikationen.

     

    Der Sonntagsbraten - eine Kundenzeitschrift
    Von Eckart Sackmann

    Mit ihrem prominent auf der Rückseite der Zeitschrift plazierten Comic zeigte Der Sonntagsbraten, wie hoch die Redaktion die Zugkraft eines solchen Unterhaltungsteils einschätzte. Dabei war man sich nicht einmal sicher, ob die Comics den Mann, den Jugendlichen oder das Kind ansprachen.

    Im beginnenden Wirtschaftswunder, im Oktober 1952, erschien im Hamburger Verlag Dransmann Der Sonntagsbraten. Das 16seitige, bis auf den mit der Schmuckfarbe Rot gedruckten Titel einfarbige Heft versuchte "die Hausfrau" zu erreichen. In einer solchen Publikation Comics zu bringen, verweist darauf, dass das Heft beim Empfänger von der ganzen Familie gelesen werden sollte. Es gab also ab Heft 1 einen Comic für den Mann und einen für das Kind (keinen für die Frau!). Die meisten Comics der Zeitschrift kamen aus Holland, doch mit dem Strip "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" von Heinrich Meyer-Mengede brachte Der Sonntagsbraten auch eine deutsche Eigenproduktion.

      

    Oben der holländische Comic "Kapitän Rob" (Der Sonntagsbraten 1966). Links ein Streifen aus "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" (1955).



     



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