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Abstract

Dietrich Grünewald
Tanz in den Tod
Totentänze und ihr Bezug zum Prinzip Bildgeschichte

Strapazin, das bekannte Avantgarde-Comicmagazin, hat seine Nummer 76 (2004) unter das Thema "Totentanz" gestellt und damit eine Verbindung zwischen den Totentänzen und dem Comic proklamiert. Diverse Kurzgeschichten oder auch Nina Ruzickas Comic "Der Tod und das Mädchen" (http://cartoontomb.de) zeigen diese Bezüge auf.

Zweifellos zählen die visuellen Totentänze, die monumentalen Wandbilder u. a. in Paris, Basel, Lübeck oder Bern im 15. Jahrhundert sowie die gedruckten Fassungen, zu den narrativen Bildfolgen. Auch die vielfach gegebene Synthese von Wort und Bild (oft ein Streitgespräch zwischen Tod und Sterbenden) kennzeichnet sie als Bildgeschichte. Zu fragen ist allerdings, ob und welche Geschichte hier erzählt wird. Die klassischen Totentänze stellen in einen Reigen eine Vielzahl von Tanzpaaren vor, Tote (Transei), die Sterbliche tänzelnd, mal sanft, mal drängend, aus dem Leben führen, meist ständehierarchisch, von Papst und Kaiser bis zum Bettelmann, gereiht. Hier wird ein kurzer Moment thematisiert. Hans Holbeins bekannter Holzschnitt-Totentanz (1538 veröffentlich) führt Neuerungen ein, u. a. separiert er die Szenen, stellt den Tod als Gerippe, somit als allegorischen Akteur dar, schildert personenbezogene kleine Szenen, die oft sozial- und gesellschaftskritische Aspekte enthalten. Erzählweise und Erzählzeit werden so verändert. Alfred Rethel schließlich listet in seinem bekannten Werk von 1849 keine Episoden auf, sondern schildert eine dramaturgisch aufgebaute Handlung, einen Prozess.

Der Vortrag will die Erzählweisen der Totentänze exemplarisch vorstellen und so das Verhältnis zum Prinzip Bildgeschichte klären.


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