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Frühe Comics
Wir
möchten Sie auf dieser Seite mit einigen Beispielen aus der
Frühzeit des Comic bekannt machen. Was Sie hier finden, erhebt keinen
Anspruch auf Vollständigkeit. Es soll lediglich dazu anregen, über
die Entstehungsgeschichte der heute geläufigen Erzählform
nachzudenken.
Ägyptisches
Totenbuch
Im Papyrus des Hunefer, einem
ägyptischen Totenbuch von ca. 1300 v. Chr., gibt es eine sequentielle
Darstellung in drei Bildern. Der tote Hunefer wird im Wert bemessen und vor
Osiris geführt.
Das Wägen des Herzens
Dura
Europos
In der Stadt Dura Europos, am
Ostrand des oströmischen Reiches, entstanden um 250 in einer Synagoge
Wandmalereien in Form einer Bild-Erzählung. Dargestellt wurden u. a.
Begebenheiten aus dem Buch Exodus.
Mosis Kindheit und Auszug Israels
Mosaiken
In S. Apollinare Nuovo in
Ravenna, einer Kirche aus dem 6. Jahrhundert, befindet sich ein Zyklus von
Mosaiken, die die Passionsgeschichte zum Thema haben. Der Betrachter
muß die Bild-Erzählung "ablaufen", um sie zu verfolgen.
Mosaiken in S. Apollinare Nuovo
Wiener
Genesis
Sequentielle Darstellungen in
Form von Simultanbildern zeigt ein in Wien aufbewahrter Kodex mit Bibel-
Illustrationen aus dem 6. Jahrhundert.
1. Mose 32
Grandval-
Bibel
Unter dem britannischen
Mönch Alkuin von York entstand um 800 in der karolingischen Kunst
eine Buchmalerei, die Text- und Bildstreifen nebeneinander stellte.
Erzählerisch wirken insbesondere die Illustrationen der sogenannten
Grandval-Bibel.
Genesis aus der Grandval-Bibel
Shigisan-Engi-
Emakimono
In der japanischen Kunst
entwickelten sich um 1000 nach Chr. Bildrollen mit erzählenden
Darstellungen. Hier das Shigisan-Engi-Emaki aus der 2. Hälfte des 12.
Jahrhunderts.
Shigisan Engi
Heinrich der
Löwe
Im Evangeliar Heinrichs des
Löwenen, einer Handschrift aus dem späten 12. Jahrhundert, findet
sich eine Szenenfolge mit Spruchbändern (=Sprechblasen).
Maria am Grabe
Tympanon
Daß man Geschichten auch
dreidimensional erzählen kann, belegt die Darstellung von Kreuzigung
und Tod Christi über dem Portal des Straßburger Münsters
(von ca. 1300).
Passionsgeschichte
Meister
Bertram
Die Bildtafeln des Hamburger
Petri-Altars von Meister Bertram (entstanden 1379-1383) zeigen Szenen aus der
Bibel. Insbesondere die Interpretation der Genesis trägt den Charakter
einer Bild-Erzählung.
Der Hochaltar von St. Petri
Freiburger
Bilderbibel
Die sogenannte Freiburger
Bilderbibel umfasst 45 beidseitig illustrierte Bltter, von denen besonders die
Bltter 23 bis 45 mit der Passion, Auferstehung und Himmelfahrt als sequentielle
Bild-Erzhlung auffallen. Verschiedentlich setzt der Autor Dialogsprache ein, an
zwei Stellen auch in Form von Sprechblasen.
Freiburger Bilderbibel:
Passion
Memling
Während des 15.
Jahrhundert gab es in Italien und im flämischen Raum eine Mode,
zusammenhängende Einzelszenen in ein großes Bild zu integrieren.
Ihr führender Vertreter im Norden war der gebürtige
Rheinländer Hans Memling.
Turiner Passion Ursula-Schrein
Ursula-
Zyklus
Vittore Carpaccio malte von 1490
bis 1495/1500 neun Gemälde zur Legende der hl. Ursula, die im Vergleich
zu früheren Darstellungen des gleichen Sujets (vgl. Tomaso da Modena:
"Storia di Sant'Orsola", um 1352) auch Simultanbilder enthalten.
Neun Gemälde zur Legende der hl.
Ursula
Popish
Plot
Während in der
Sekundärliteratur die Geburt des Sprechblasencomic gemeinhin auf das
Ende des 19. Jahrhunderts datiert wird, belegt ein zweiteiliges englisches Flugblatt
einen Einsatz von Sprechblasen bereits im Jahr 1682.
Horrid Hellish Popish Plot
Melodram
Der Karikaturist Josef Franz von
Goez schuf 1783 einen Comic nach Bürgers Gedicht "Lenardo und
Blandine". Hier einige Einblicke in das über hundert Seiten
umfassende Werk, das vollständig auf der Homepage von Andy zu sehen ist.
Die ersten zwölf Seiten
Maragato
Nicht immer muß eine Bild-
Erzählung in Buch- oder Heftform erscheinen. Auch ein
Gemäldezyklus, wie die 1806 entstandene "Maragato-Serie"
von Francisco de Goya, kann die Funktion eines Comics haben.
Alle sechs Bilder des Zyklus
Steckelbein
1847 gestaltete Julius Kell
Rodolphe Toepffers "M Cryptogame" um. Hier die ersten Seiten von
"Fahrten und Abenteuer des Herrn Steckelbein" (Brockhaus, Leipzig
1847) und die Vorlagen dazu:
Steckelbein und seine
Vorläufer
Meister
Lapp
Carl Reinhardt begann
"Meister Lapp und sein Lehrjunge Pips" 1848 in den Fliegenden
Blättern. Beim Versuch, eine Schuld einzutreiben, erleben ein
Schneider und Lehrjunge völlig verrückte Abenteuer.
Seite 3 [200 KB]
Der hohle
Zahn
In Form eines Leporellos wurde
1849 "The Tooth-Ache" veröffentlicht, erdacht von Horace
Mayhew und gezeichnet von George Cruikshank. Wir danken Andy für
das Einscannen der Geschichte, die seinerzeit mehrere andere Zeichner zu
Nachahmungen anregte - darunter auch Wilhelm Busch.
Cruikshank, Nadar, Busch und Macedo [ca. 400
KB]
Goldrausch
Unter dem Pseudonym Alfred
Crowquill schuf Alfred Henry Forrester 1849 eine kleine Geschichte über
einen Angestellten im Goldfieber: "A Goodnatured Hunt about
California" (D. Bogue, London 1849):
Seite 6 und andere
Hugo
Hercules
War "Superman" der
erste Superhelden-Comic? Ganz offensichtlich nicht. Bereits 1902/03 zeichnete
WHD Koerner fr die Chicago Sunday Tribune den Strip "Hugo
Hercules".
Hugo Hercules
Riebeisel
Ist dies der erste deutschsprachige
Sprechblasen-Comic? Die Abenteuer der Riebeisels erschienen ab 1924 in der
Wiener Zeitschrift Der Götz von Berlichingen.
Riebeisels Heimkehr
Tarzan
Schon drei Monate vor dem oft
zitierten Datum vom 7. Januar 1929 wurde Hal Fosters "Tarzan"-
Adaption in Europa publiziert.
Tarzan of the Apes
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